Coronakrise. Gedanken einer Solo-Selbstständigen auf Mallorca
Die menschlichen Tragödien, die sich seit Ausbrechen der COVID 19 Pandemie abspielen, sind das Schlimmste an der Situation, darüber sind wir uns alle einig. Die Gesundheit unserer Mitmenschen und der Schutz der Menschen, die sich für die Gesellschaft einsetzen, steht an oberster Stelle. Zu diesen Sorgen kommen bei Selbstständigen auch noch die Sorgen um die Existenz hinzu. Antworten auf die Fragen, die die Zukunft betreffen, finden selbst Experten kaum.
”“Als Solo-Selbstständige erlaube ich mir in der Quarantäne, wenig Zeit zum Ausruhen. Ich übe täglich…. Ich übe täglich, meinen Spagat zwischen “Auf dem Laufenden sein” und “Ausblenden”.”
Meine persönliche Gefühlslage schwankt täglich in einer Mischung aus Zuversicht und Sorge, Akzeptanz und Motivation, Dankbarkeit und Besinnung auf das Wesentliche. Regelmässig finde ich mich in Momenten der Reflektion wieder. Lesen Sie hier meine Gedanken zur aktuellen Situation, aber auch Impulse, die ich schon für zukünftige “gute Zeiten” erhalten habe.
Viele Fragen….Ist mein Urlaub auf Mallorca noch sicher?
Anstatt sich auf den Sommerurlaub auf Mallorca zu freuen oder die Hochzeit im Detail zu planen, ist das vermutlich die Frage, die sich so, oder etwas abgewandelt, meine Kunden stellen. Lange Zeit empfand ich auf Mallorca eine Art “heile Welt Stimmung”. Die Tatsache, dass in Madrid schon der Ausnahmezustand herrscht, bekam man sicherlich mit, wenn man sich täglich mit den Entwicklungen rund um das neuartige Coronavirus in den spanischen Medien befasste. Aber Madrid liegt ja nicht auf Mallorca, sagte dann vielleicht der innere Selbstschutzmechanismus der Menschen (und ich will mich nicht davon ausnehmen)…. Einen schönen Artikel über die Wahrnehmung des mallorquinischen Alltags in der Woche, in der COVID – 19 von der WHO offiziell zur Pandemie erklärt wurde, liest man in der Mallorca Zeitung .
Ich war schon seit Anfang März aufmerksamer und vorsichtiger geworden, das ja…. Denn das Grundproblem, dass der rasante Anstieg von Coronafällen droht das Gesundheitssystem in katastrophalem Ausmaß zu überlasten, hatte ich bereits verstanden. Mit einem Berg an Büroarbeit, machte es mir also nichts aus, schon eine Woche vor der offiziellen Ausgangssperre zu Hause zu bleiben. Doch das ganze Ausmaß… das wurde mir erst nach und nach bewusst.
Es begann damit, dass sich plötzlich die Dynamik der Unterhaltungen mit meinen Kunden änderte. Neben Menü Absprachen wurden mir plötzlich Fragen gestellt, wie….
Bis wann können wir ohne Kosten stornieren?
In den ganzen 12 Jahren, in denen ich meinen Service als freiberufliche Privatköchin auf Mallorca anbiete, wurden mir von Kunden kein einziges Mal Fragen zu meinen Stornobedingungen gestellt. Nun standen sie in der Wichtigkeit auf gleicher Stufe, wie die Menüabsprachen! Das bewegte mich natürlich. Ein Teil meiner Unternehmensphilosophie war schon immer der persönliche Kontakt mit dem Kunden. Somit sickerte die Gefühlslage der Kunden auch zu mir durch und meine Verunsicherung wuchs…..
Nicht, dass ich keine Stornobedingungen hätte. Im Gegenteil, ich hatte schon auf meiner allerersten Website “Allgemeine Geschäftsbedingungen” stehen, und habe diese, im Zuge der neuen Datenschutzverordnung mit meinem Anwalt auf den neuesten Stand gebracht. Aber ich hatte sie einfach nie gebraucht!
”“Mein Mann Lluc erinnerte mich in einem Gespräch vor ein paar Tagen daran, dass solche Dinge ja auch nicht für die “guten Zeiten” gemacht werden, sondern eben für die “schlechten Zeiten”. Aber es sei wichtig, sich in guten Zeiten bereits darum zu kümmern. “
In Zeiten großer Unsicherheit…. Sprechen wir miteinander!
Generell habe ich bisher mit der folgenden Formel die beste Erfahrung gemacht: sprechen wir miteinander! Bei Stornierungen gibt es neben der gesetzlichen Grundlage, den Spielraum der zwischenmenschlichen Absprachen. Eine Kundin, die ihren Kochkurs im April schweren Herzens absagte, war offen und sogar dankbar für meinen Vorschlag, ihr die geleistete Anzahlung als Guthaben anzurechnen. So ist einem kleinen Dienstleister wie mir, in einer Zeit mit Einnahmen = 0 geholfen, und die Kundin freut sich auf ihren Kochkurs in “besseren Zeiten” und weiß, dass sie zur Unterstützung eines kleinen Unternehmens beigetragen und ein Zeichen der Hoffnung gesetzt hat. Immer mehr Unternehmen auf Mallorca, die vom Tourismus abhängig sind, bitten: “Sagen Sie nicht ab, verschieben Sie!”
Dass das nicht immer möglich ist, ist mir bewusst. Es gibt viele Wege, sich aus einer Krise zu helfen, aber alleine ist es immer schwerer, als wenn man von irgendeiner Seite Unterstützung erfährt. Haben Sie als Kunde / Kundin Gedanken oder Vorschläge dazu? Ich würde mich freuen, von Ihnen zu lesen und Ihre Meinung zu hören.
Kreative und inspirierende Beispiele des Krisenmanagements
Aus der Not wächst auch oft Kreativität und es gibt zur Zeit viel Inspiration dafür im Bereich Kultur und Gastronomie. Mein geschätzter Privatkoch Kollege Jens Kruse bietet via Live Video Konferenz einen gemeinsamen Kochevent an.
In Berlin hat das Tulus Lotrek ein kleines, inhabergeführtes Restaurant eine Welle der Solidarität und positiver Resonanz ausgelöst, als sie mit Kochen für Helden begannen, das Personal von Arztpraxen, Krankenhäusern und Altersheimen, mit leckerem, nahrhaftem Essen zu beliefern. Bundesweit haben sich Gastronomen dieser Bewegung angeschlossen, eine Crowdfunding Kampagne soll helfen, die gemeinnützige Aktion und damit auch die Chancen des Überlebens der einzelnen Restaurants, aufrecht zu halten.
Es gibt Nachrichten von Beispielen, wo Vermieter wahrlich große Gesten zeigen und einem Selbstständigen die Miete vorübergehend erlassen. Der Fall eines Friseurladens im niedersächsischen Bad Nenndorf lässt meine Hoffnung auf Zusammenhalt in der Gesellschaft wachsen!
Physischer Abstand – soziale Nähe, auch in Geschäftsbeziehungen
In Zeiten des dringend notwendigen physischen Abstands (ich verzichte auf den Begriff der sozialen Distanz), sind wir dabei, mehr miteinander zu sprechen.
Nicht nur wegen der Auftragslage, sondern auch auf emotionaler Ebene ist es mir wichtig, mit Kunden und Interessenten, die ihren Mallorca-Urlaubsplanung vorerst auf Eis gelegt haben, im Kontakt zu bleiben. Wir brauchen alle aufmunternde Worte. Ich fiebere momentan (ohne erhöhte Temperatur ;-)) mit zwei Brautpaaren mit, die um ihre lang ersehnten Hochzeitsfeiern bangen. Nun wird uns die Zeit und die Entwicklung der Infektionskurve auf Mallorca und in ganz Europa zeigen, wann es wieder zu verantworten ist, zu reisen und grundsätzlich einmal, sich mit mehreren Menschen zu treffen. Sei es noch so eine kleine Finca-Hochzeit, Vorsichtsmaßnahmen müssen in der Zukunft vermutlich noch lang anhaltend getroffen werden. Dies könnten einerseits Vorgaben durch die Behörden sein, oder auch Maßnahmen, die in Eigenverantwortlichkeit durch jeden einzelnen, seriösen Dienstleisters umgesetzt werden. Gerne beantworte ich dazu Ihre Fragen, soweit es mir möglich ist, oder sobald wir darüber von offizieller Seite informiert werden. Schreiben Sie mir gerne dazu.
Auch “nach Corona”: AGB bieten Sicherheit für beide Seiten…
Ich wünsche mir, dass Kunden auch nach der Corona-Krise meine Allgemeinen Geschäftsbedingungen wahrnehmen. Für uns Solo – Selbstständige sind sie nicht nur schnöde Paragraphen. Der Verdienstausfall nach einer Absage und die bereits investierte administrative Zeit, lässt sich unter Umständen nicht wieder wettmachen und kann für uns “Kleine” einen großen Einschnitt bedeuten. Das Hotelzimmer in einem inhabergeführten Agroturismo zum Beispiel, kann vielleicht nicht mehr neu vermietet werden. Auch wenn wir den Grund für eine Absage verstehen und mitfühlen – unser Geschäft auf Mallorca ist sehr saisonabhängig, und in den Sommermonaten müssen viele von uns das erarbeiten, was uns über den Winter bringt.
Dabei möchte ich aber eines betonen: ich verdiene mein Geld mit Arbeit, nicht mit dem Einbehalten von Anzahlungen. Stornobedingungen dürfen nicht missbräuchlich sein und einem unlauteren Ziel dienen. Ich liebe meine Arbeit und möchte schließlich jeden einzelnen Kunden nach einer Buchung auch persönlich auf Mallorca kennenlernen und bekochen!
Erfreulicherweise habe ich auch umgekehrt noch nie einen Kunden erlebt, der sich nicht riesig auf den Mallorca Aufenthalt mit Private Cooking freute. Das ist der Motor meines Schaffens.
”“Nur der Respekt vor dem Wert meiner Arbeit, der mir glücklicherweise ausnahmslos in den letzten 12 Jahren entgegengebracht wurde, machte es möglich, dass ich bisher so zahlreiche Kunden mit meinem Kochservice glücklich machen konnte.”
So wird also auch der Kunde geschützt, wenn beide Seiten die AGB und damit ihre Rechte und Pflichten kennen. So wie ich, handhaben es die meisten Privatkoch Kollegen, mit denen ich hier auf der Insel im Kontakt bin: mit einer Anzahlung wird ein Vertrag gültig und das gewünschte Datum oder der gewünschte Zeitraum kann verbindlich blockiert werden. Sie möchten doch, dass wir am verabredeten Tag auch da sind und für Sie kochen, richtig? Eine getätigte Anzahlung sollte immer quittiert werden, so hat der Kunde im (hoffentlich nicht eintretenden) Fall, dass abgesagt und reklamiert werden muss, etwas in der Hand. Vorausgesetzt, dass das Gewerbe ordnungsgemäß angemeldet ist und man einen seriösen Dienstleister gefunden hat. Ich bin keine Rechtsexpertin, ich nehme das mal mit meinem gesundem Menschenverstand an. Leider gibt es nämlich, wie in jeder Branche, auch unter Privatköchen auf Mallorca schwarze Schafe. Vielleicht animiert die Zeit in dieser Krise auch den ein oder anderen zur Reflektion und zum Update der gesetzlich vorgeschriebenen Grundlagen. Damit wäre meiner Meinung nach allen geholfen.
”In diesem Sinne: bleiben Sie gesund!
Caroline Fabian
Information “über Corona” und die Ausgangssperre in Spanien / Mallorca
Seit der Regierungserklärung von Samstagabend, den 13.3. bzw. offiziell seit Montag, dem 15.3. herrscht Spanien weit der sogenannte Alarmzustand. Er wurde am 22.3. auf 2 Wochen, bis zum 12. April verlängert.
Der Autonomiestatus der Balearen wurde aufgehoben und alle Entscheidungen liegen bei der Zentralregierung. Daher gilt jede Information, die Sie in Fernsehberichten über Städte wie Madrid oder Barcelona sehen, auch für Mallorca. Die Bewegungsfreiheit wurde für Residenten und Touristen, die noch nicht das Land verlassen haben, drastisch eingeschränkt. Das Haus darf nur noch für dringende Einkäufe, Arzt- oder Apothekenbesuche, die Versorgung Bedürftiger und zum Hunde spazieren oder für die Versorgung von Tieren verlassen werden. Ein Auto darf nur noch von einer Person gefahren werden (zum Einkaufen zB.), ausgenommen sind Personen, die keinen Führerschein haben und auf Hilfe angewiesen sind.
Seit dem 19.3. Ist der Flugverkehr landesweit und damit auch an unserem Flughafen Palma de Mallorca stark eingeschränkt.
Für weitere Informationen und um sich über die Sachlage auf Mallorca auf dem Laufenden zu halten, empfehle ich folgende Links:
- Für Deutschsprachige Mallorca Fans eignen sich die beiden Wochenmagazine Mallorca Magazin und Mallorca Zeitung, die täglich updates schalten und verstärkt darüber berichten, was Deutsche Urlauber betrifft.
- Mit wichtigen Informationen für Gastronomen auf Mallorca und Beschäftigte oder Selbstständige in der Tourismusindustrie, halten uns die Journalisten von Hosteltur auf dem Laufenden.
- Auf der Website des deutschen Auswärtigen Amtes werden Reisende über Reisebeschränkungen und Rückholaktionen informiert.
- Die Homepage des spanischen Gesundheitsministeriums gibt wichtige Updates zu Infektionszahlen in Spanien und Massnahmen der Regierung.
- Auf Spanisch können Sie sich auch bei den beiden größten mallorquinischen Zeitungen, Diario de Mallorca und Ultima Hora informieren.
Für allgemeine Information stellt die WHO eine anschaulichen Grafik über die Infektionszahlen bereit und selbstverständlich ist auch das Robert Koch Institut eine seriöse Quelle der Information.
Photo credit, Stefan Fluck