“Die wirtschaftliche Situation auf den Balearen ist schlichtweg dramatisch”
Diesen Satz sagte Ciro Krauthausen in einer Video Zuschaltung am 21.Mai im ZDF Studio von Markus Lanz. Seit ich in meinem Blogartikel Anfang März meine Gedanken zur Corona Krise beschrieben habe, ist viel passiert. Nun bin ich an den Punkt gekommen, an dem ich meine Gedanken und mein Handeln nicht mehr nur um meine eigene Situation kreisen lassen will. Durch Privatkoch Kollegin Daniela von Organic Chefs, wurde ich auf die prekäre Lage des Vereins Tardor in Palma aufmerksam, der sich seit seiner Gründung im Jahr 2013 durch den Mallorquiner Toni Bauzá, den Kampf gegen Hunger und Armut auf Mallorca aufgenommen hat.
Stronger together! Spendenaktion für Tardor und “Kochen gegen Corona”
Mit Hilfe von vielen Lebensmittelspenden, die nach einem Aufruf auf Instagram und Facebook mit Hilfe von Michelle und Thomas Grasberger von Thomas’ Bakeshop in Palma und Santa Maria del Camí von vielen Privatpersonen kamen, konnte ich ein Lager einrichten und mich bei der Tafel für einen Tag in der Woche zum Kochen eintragen! Unser Spendenaufruf wurde sogar spontan im Mallorca Sunshine Radio angesagt und eine Woche zuvor hatte das Mallorca Magazin im Artikel “Kochen gegen Corona” unsere Aktion erwähnt. Frisches Gemüse, Fleisch und Fisch wird am Kochtag frisch von Lieferanten beigesteuert, die mich seit Jahren kennen und wissen, dass ihre Lebensmittelabgaben in die richtigen Hände geraten. Täglich stehen bei der Asociació Tardor 1500 bis 2000 Personen in der Schlange der Essensausgabe. Waren vor der Corona Krise 600 Menschen bei Tardor als bedürftig eingetragen, sind es mittlerweile über 5500! Mit meinen 50 Portionen von Salat, einer vollwertigen Hauptspeise mit Beilagen und Obst kann ich nur einen kleinen Teil zur großartigen Arbeit der vielen Freiwilligen bei Tardor beitragen. Ich folge damit einem Beispiel anderer Köche und versuche noch mehrere Köche aus meinem Umfeld mit ins Boot zu nehmen. Denn viele einzelne Sandkörner sind es, die einen Strand ausmachen, nicht wahr?!
Viele “Neue” stehen in der Schlange an der Essensausgabe
Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich bewusst zu machen dass seit der durch die COVID-19-Pandemie ausgelösten Rezession, auch Menschen unter den vielen Bedürftigen sind, die es sich bis vor Kurzem selbst nicht vorstellen konnten, einmal um Essen bitten zu müssen. Armut gab es auch auf Mallorca schon vor Corona und ich gehe davon aus, dass jedem Leser klar ist, dass es “auch” in europäischen Ländern, die man als Urlaubsorte kennt, Leid gibt – man bekommt es in der Regel nur nicht so offensichtlich zu Gesicht. Nun kommen täglich hunderte von Menschen dazu. Ob Geringverdiener in der Touristikbranche, Opfer der wuchernden Mietpreise in den letzten Jahren oder Arbeiter, bei denen das Kurzarbeitergeld (ERTE) noch nicht ankam – plötzlich sehen sich Leute gezwungen, um Hilfe zu bitten, die letzte Saison noch fleißig den Hotelpool gereinigt oder Betten aufgeschüttelt haben! Ich wünsche mir sehr, dass wir bald wieder Besucher in unserem Urlaubsparadies empfangen können und wieder unbeschwerte Stunden am Strand verbracht werden können. Noch mehr – beziehungsweise damit einhergehend – wünsche ich mir, weniger geduldig wartende, gesenkte Häupter an den Lebensmittelausgaben zu sehen.
Mallorca Zeitung Chefredakteur Ciro Krauthausen zugeschaltet bei Markus Lanz
In der Sendung Markus Lanz vom 21.5.2020 wird der Journalist Ciro Krauthausen per Video ins Studio geschaltet (ab Minute 52:00). Der Deutsche ist Chefredakteur des Wochenmagazins Mallorca Zeitung. Er berichtet vom strengen Lockdown, an den wir uns in Spanien 7 Wochen lang halten mussten und kommentiert aus seiner Perspektive die Entwicklungen in Deutschland. Außerdem macht er im Gespräch mit Markus Lanz auch auf die stetig wachsende Zahl der hilfsbedürftigen Menschen auf der Baleareninsel aufmerksam, die sich in immer länger werdenden Schlangen vor den Essensausgaben manifestiert. Schon in einem Zeitungsartikel Anfang Mai richteten Journalisten der Mallorca Zeitung den Fokus auf die verzweifelte Lage von Menschen, die kein Geld mehr für Lebensmittel haben und ihre Familien nicht ernähren können. Auch der Verein Tardor wird im Artikel beschrieben und Gründer Toni Bauzá kommt zu Wort.
Wer helfen möchte, hat viele Möglichkeiten und jede kleine Geste zählt!
Deutschsprachige Mallorca Residenten oder Liebhaber unserer Insel, die aus der Ferne helfen möchten, können sich auch an den Lionsclub in Palma richten, der Lebensmittellieferungen unter anderem an Mallorca sense fam und SOS Mamas organisiert. Unweit der beliebten Einkaufsstraßen im Herzen Palmas befindet sich das Quartier der Organisation Zaqueo (Plaça del Mercadal, 1, 07002 Palma). Auch hier gibt es eine Tafel und die Möglichkeit Spenden abzugeben.
”Ich habe in den letzten Wochen viele Nachrichten bekommen, von lieben Kunden und Menschen in meinem Umfeld, die helfen möchten! Ich schätze das als riesiges Zeichen des Vertrauens und bin dafür sehr dankbar!
Es kostete mich persönlich etwas Überwindung, mit meinem Spendenaufruf über Instagram und Facebook an die Öffentlichkeit zu gehen, so etwas hatte ich noch nie gemacht. Wenn ich dann die müden, aber motivierten Gesichter der Freiwilligen beim Comedor Tardor sehe, dann denke ich mir, dass ich noch viel mehr tun müsste und gebe mir selbst das Versprechen, das in Zukunft auch zu tun.
Kontaktdaten und Spendenkonto des Vereins Tardor
Asociación Tardor CIF G57837981
CAIXA BANK: ES07 0133 0149 6441 0000 2865
Für regelmäßige Spenden ab 1 € pro Monat auf Teaming (Spanisch)
Adresse: Centro de Día y Comedor Social Tardor
Calle Reina Constanza, 10, Palma de Mallorca
Telefonnummer (nur What’s app Nachrichten):+34 610 046 105
Auf der Tardor Facebook Seite und an anderen Stellen weist Toni Bauzá ausdrücklich darauf hin, dass Interessierte jederzeit Willkommen sind, sich die Einrichtungen von Tardor anzusehen und über laufende und geplante Projekte informiert zu werden.
Photo credits Arthur Yeti